Veröffentlicht am 16. März 2023

Allzeithoch der Produzenten- und Konsumentenpreise im Jahr 2022

Milch und Milchprodukte
Im Jahr 2022 erhöhte sich der Produzentenpreis für Milch gegenüber dem Vorjahr um 7,9 Prozent auf 75.34 Rappen pro Kilogramm. Das ist der höchste Stand seit 2009. Der Molkereimilchpreisindex legte ebenfalls weiter zu und erreichte damit ein neues Rekordniveau. Auch die Konsumentenpreise für Milchprodukte kletterten auf nie dagewesene Höhen. Zu den Faktoren, die den Produzentenpreis für Milch beeinflussen, zählen die Produktionskosten für Milch, die Verwertungsart und die Marktlage im In- und Ausland, in der tendenziell die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Fachbereich Marktanalysen BLW
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Kühe

Produzentenpreis für Milch wächst stetig

Produzentenpreis für Milch wächst stetig

Seit 2017 verzeichnet der Produzentenpreis für Milch einen kontinuierlichen Zuwachs und erreichte 2022 schliesslich 75.34 Rp./kg; das sind 5.54 Rp./kg mehr als 2021. Mit einem Plus von 7,9 Prozent handelt sich um den stärksten Anstieg der letzten sechs Jahre. Diese Entwicklung lässt sich unter anderem durch die gestiegenen Produktionskosten für Milch, die rückläufige Milchproduktion und die höheren Preise für Milchprodukte, namentlich auf internationaler Ebene, erklären. Auf den internationalen Märkten sind die Preise für Milchprodukte wie Butter und Milchpulver stark gestiegen. Diese Entwicklungen auf dem Milchmarkt haben sowohl in der Schweiz als auch im Ausland zu einem Anstieg des Preises für Rohmilch geführt.

Marktübersicht

Höherer Produzentenpreis für Milch

Der gesamtschweizerische Produzentenpreis für Milch erhöhte sich im Januar 2023 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 9,6 Prozent (+6.90 Rp./kg) auf 78.45 Rp./kg.

Preisindex für Rahm zur Butterherstellung: neuer Rekord

Der Preisindex für Rahm zur Butterherstellung wies im Januar 2023 gegenüber dem Vormonat einen Anstieg von 3,67 Punkten auf und erreichte 110,55 Punkte, dem höchsten Stand seit 2010.

Steigende Tendenz bei den Konsumentenpreisen

Im Januar 2023 erhöhten sich im Vormonatsvergleich die Konsumentenpreise der meisten Milchprodukte.

Produzentenpreise für Milch unterscheiden sich je nach Verwertungsart

Im Jahr 2022 erhöhte sich der Produzentenpreis für konventionelle Milch im Vergleich zum Vorjahr um 8,0 Prozent auf 74.44 Rp./kg. Der Produzentenpreis für Biomilch verzeichnete im Vorjahresvergleich hingegen eine Zunahme von 7,0 Prozent und betrug somit 88.02 Rp./kg. Der Preis für Bio-Käsereimilch (93.06 Rp./kg im Jahr 2022) war höher als für Bio-Molkereimilch. Bei der konventionellen Milch nahm 2022 der Preis für Molkereimilch stärker zu (+11,1 % auf 71.47 Rp./kg) als für Käsereimilch (+3,9 % auf 79.64 Rp./kg). Dabei gilt es zu beachten, dass für Molkereimilch am wenigsten bezahlt werden muss. Sie wird hauptsächlich zu Konsummilch, Butter, Milchpulver, Konsumrahm, Jogurt und Industriekäse (z. B. Mozzarella) verarbeitet. Hinsichtlich der Marktsegmentierung lässt sich für Molkereimilch im Jahr 2022 für das A-Segment (+7,9 % auf 74.69 Rp./kg) und vor allem für das B-Segment (+21,6 % auf 64.22 Rp./kg) deutliche Preisanstiege feststellen. Diese Zahlen zeigen, dass sich die Produzentenpreise je nach Verwertungsart unterscheiden.

Regionale Unterschiede beim Milchpreis

Im regionalen Vergleich zeigen sich beim Produzentenpreis für Milch ebenfalls gewisse regionale Unterschiede. In der Region 1 (80.97 Rp./kg) und in der Region 5 (76.15 Rp./kg) waren die Preise höher als im nationalen Durchschnitt des Jahres 2022. In den anderen Regionen blieben die Milchpreise unter dem Schweizer Durchschnitt (für eine Definition der Regionen siehe Seite 12). Diese Unterschiede sind darauf zurückzuführen, dass in den Regionen 1 und 5 insbesondere für Käsereimilch deutlich höhere Preise bezahlt werden als in den übrigen Regionen. Der Preis für Milch, die an gewerbliche Käsereien geliefert wird, war demnach in der Region 1, in der vorwiegend Gruyère AOP produziert wird, am höchsten (87.83 Rp./kg). In der Region 2, in der vorwiegend Emmentaler AOP hergestellt wird, war der Käsereimilchpreis um 17,4 Prozent tiefer (74.80 Rp./kg). Das Endprodukt und seine Beliebtheit auf dem Markt sind damit bestimmende Faktoren, die den Preis für den Rohstoff Rohmilch bestimmen. Während die regionalen Unterschiede beim Preis für Käsereimilch gross sind, fallen sie beim Preis für Molkereimilch gering aus.

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Daten und Abbildung Milch 2022

Milchmarkt 2022

Hier finden Sie alle Daten und Quellangaben zu den Abbildungen

XLSX    |    18.10.2023

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Käsesorte beeinflusst Produzentenpreis für Milch

Wie im Abschnitt zu den regionalen Unterschieden angedeutet, hängt der Milchpreis wesentlich davon ab, welche Käsesorte daraus gemacht wird. Nachfolgend werden die Milchpreise für vier wichtige Käsesorten im Jahr 2022 miteinander verglichen. Die Rohmilch zur Herstellung von Gruyère AOP erzielte mit 86.72 Rp./kg den höchsten Preis. Die Rohmilch zur Herstellung von Emmentaler AOP kostete am wenigsten (73.29 Rp./kg). Dazwischen liegen die Preise für Rohmilch zur Herstellung von Appenzeller (74.50 Rp./kg) und von Tilsiter (74.52 Rp./kg). In den letzten Jahren konnten für alle vier Käsesorten höhere Milchpreise erzielt werden. Die stärkste Steigerung wurde 2022 verzeichnet. Dabei fiel der Preisanstieg bei Gruyère AOP im Vergleich mit den anderen drei Käsesorten am wenigsten ausgeprägt aus.

Molkereimilchpreisindex erreicht 2022 ein neues Rekordniveau

Molkereimilchpreisindex erreicht 2022 ein neues Rekordniveau Der Molkereimilchpreisindex ist eine vergangenheitsbezogene Grösse. Sie bildet die Entwicklung der Preise von Molkereimilchprodukten für den Detailhandel und die Industrie sowie der Produzentenpreise für Milch in den umliegenden Ländern ab. Der Molkereimilchpreis-Gesamtindex setzt sich aus den monatlichen Preisschwankungen dreier Produktbereiche, den sogenannten Teilindizes, zusammen (vgl. Methodik). Es wird zwischen dem Teilindex «Detailhandelsprodukte», dem Teilindex «Industrieprodukte» und dem Teilindex «Liberalisierte Produkte» unterschieden. Der Molkereimilchpreisindex erfuhr im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich einen deutlichen Anstieg und kletterte im Jahresmittel auf 110,55 Punkte (+10,21 Prozentpunkte). Damit erreichte der Molkereimilchpreisindex den höchsten Stand seit 2010. Die Zunahme ist im Wesentlichen auf die Preiserhöhungen für Milchprodukte auf internationaler Ebene, insbesondere in der EU, zurückzuführen.

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So verzeichnete Deutschland beispielsweise für die Zeitspanne zwischen Januar und April 2022 kontinuierliche Preisanstiege für Butter (+22,6 %), Magermilchpulver (+23,2 %) und Vollmilchpulver (+24,2 %). Während demselben Zeitraum nahmen auch die Produzentenpreise für Milch in allen Nachbarländern der Schweiz zu. In der Schweiz stiegen die Preise für Industrie- und für Detailhandelsprodukte ebenfalls, aber in geringerem Umfang. Die Entwicklung des Molkereimilchpreisindex verdeutlicht den Einfluss des europäischen Milchmarktes auf den Rohmilchpreis in der Schweiz. Die Schwankungen der Preise für Milchprodukte (namentlich für Milchpulver und Butter) auf den internationalen Märkten beeinflussen somit den Produzentenpreis für Milch in der Schweiz.

Höhere Konsumentenpreise

Genauso wie der Preis für Rohmilch sind auch die Konsumentenpreise im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich gestiegen. Während der letzten fünf Jahre haben die Detailhandelspreise für die meisten Milchprodukte kontinuierlich zugenommen und kletterten damit im Jahr 2022 auf ein neues Rekordniveau. So erhöhten sich beispielsweise die Detailhandelspreise für Frischmilchprodukte wie Kochbutter auf 3.55 CHF/250 g (+4,7 %), für UHT-Drinkmilch auf 1.40 CHF/Liter (+4,9 %) oder für Früchtejogurt auf 3.23 CHF/kg (+6,0 %). Ausserdem nahmen auch die Detailhandelspreise für Käse wie Mozzarella (+4,6 %) oder Emmentaler AOP surchoix (+3,2 %) zu. Der Preisanstieg auf Ebene der Produzentenpreise wurde damit in Form von höheren Konsumentenpreisen an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben.

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