Veröffentlicht am 15. April 2025
Eiernachfrage erreicht 2024 einen neuen Höchststand
Eier
Der Inlandbedarf an Eiern verzeichnete 2024 eine unerwartet starke Zunahme von 5,7 Prozent. Insgesamt wurden 1 797 Millionen Eier nachgefragt. Das sind 96 Millionen mehr als im Vorjahr und sogar mehr als während der Corona-Pandemie, als die Eiernachfrage ausserordentlich hoch war. Pro Kopf wurden im Jahr 2024 197,7 Eier verbraucht. Die inländische Produktion konnte diesen Rekordbedarf kurzfristig nicht vollständig decken. Deshalb wurde das Teilzollkontingent Konsumeier vorübergehend um 7 500 Tonnen erhöht. Die Versorgungslage bleibt auch in diesem Jahr herausfordernd. Für Ostern 2025 dürften jedoch ausreichend Eier verfügbar sein, wenn auch mit einer möglicherweise eingeschränkten Auswahl.
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Planung der Produktionsmengen bleibt eine zunehmende Herausforderung
Während der Pandemie stieg der Eierkonsum stark an, fiel jedoch 2022 wieder deutlich zurück. Dies führte zu einer eher zurückhaltenden Produktionsplanung bei den Produzenten. Mit der gestiegenen Nachfrage im Jahr 2023 wurden die Produktionskapazitäten 2024 wieder stärker ausgelastet, sodass die inländische Eierproduktion 2024 um 2,8 Prozent auf insgesamt 1 124 Millionen Eier anstieg. Dies reichte jedoch nicht aus, um die gestiegene Nachfrage vollständig zu decken. Die Deckung der Nachfrage nach Schweizer Eiern ist nur mit einer Erweiterung der Produktionskapazitäten möglich. Langfristig kann das Angebot durch den Bau neuer Ställe erweitert werden.
SCHWEIZER EIERMARKT
Entwicklung der Inlandproduktion nach Produktionssystem
© BLW, Fachbereich Marktanalysen; Aviforum
Seit Längerem findet im Markt mit Schweizer Eiern ein struktureller Wandel statt. Der Anteil der Bodenhaltungseier in der Vermarktung ist im Vergleich zu vor zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Der Anteil Eier aus Freiland- und Biohaltung hat stark zugenommen.
Erneuter Anstieg der Importe
Noch nie wurden so viele Eier nachgefragt wie im Jahr 2024, insgesamt waren es 1 797 Millionen Eier. Dies entspricht einem historisch hohen Anstieg von 5,7 Prozent innerhalb eines Jahres. Da die inländische Produktion nicht ausreichte, um die starke Nachfrage zu decken, kam es erneut zu einem Anstieg bei den Importen. Die Eierimporte stiegen um 10,8 Prozent von 608 Millionen auf 674 Millionen Eier. Infolgedessen sank der Selbstversorgungsgrad für den Gesamtverbrauch weiter und liegt 2024 bei 62,5 Prozent. Werden nur die Konsumeier betrachtet, also ohne importierte Verarbeitungseier und Eiprodukte, liegt der Selbstversorgungsgrad deutlich höher bei 72,1 Prozent.
SCHWEIZER EIERMARKT
Gesamter Inlandbedarf aufgeteilt nach Schweizer Produktion und Import
© BLW, Fachbereich Marktanalysen; Aviforum; Swissimpex; BAZG
Da die inländische Produktion den Nachfrageboom nicht vollständig abdecken konnte, hat der Bundesrat auf Antrag der Branche 2024 eine Anpassung der Eierverordnung (EiV; SR 916.371) und der Agrareinfuhrverordnung (AEV; SR 916.01) beschlossen. Per 1. Januar 2025 wurde das Teilzollkontingent Nr. 09.1 für Konsumeier zulasten des Teilzollkontingents für Verarbeitungseier Nr. 09.2 um 3 572 Tonnen auf 21 000 Tonnen erhöht, damit die gestiegene Nachfrage durch Importe gedeckt werden kann, ohne dass dabei der hohe Ausserkontingentszollsatz anfällt. Zusätzlich wurde das Teilzollkontingent Konsumeier in zwei Tranchen aufgeteilt, um sicherzustellen, dass das Kontingent nicht schon vor der zweiten Nachfragespitze während der Weihnachtszeit ausgeschöpft ist. Die erste Tranche vom 1. Januar bis zum 31. Dezember umfasst 65 Prozent des Teilzollkontingents, die zweite Tranche vom 1. September bis zum 31. Dezember enthält die restlichen 35 Prozent.
Die Nachfrage nach Eiern blieb auch in den ersten Monaten des Jahres 2025 hoch. Trotzdem sollten für Ostern genügend Eier vorhanden sein. Es kann allerdings sein, dass einige spezifische Produkte, z.B. regionale Eier, nicht jederzeit verfügbar sind.
Pro-Kopf-Verbrauch war noch nie so hoch wie 2024
Ein Teil des gestiegenen inländischen Eierkonsums kann mit dem Bevölkerungswachstum erklärt werden. So stieg die mittlere ortsansässige Bevölkerung gemäss Agristat von 2023 bis 2024 um 0,9 Prozent. Der eigentliche Treiber der Nachfrage ist jedoch der höhere Konsum pro Person. Der Pro-Kopf-Verbrauch nahm 2024 um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu und erreicht mit 197,7 Eiern pro Person einen neuen Höchststand. Nicht enthalten in dieser Berechnung sind importierte verarbeitete Produkte, wie Backwaren, welche auch Eier enthalten können. Insgesamt zeichnet sich ab, dass Eier in der Bevölkerung immer beliebter werden. Eier sind eine kostengünstige Eiweißquelle und enthalten wertvolle Nährstoffe, die zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen.
SCHWEIZER EIERMARKT
Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs aufgeteilt nach Schweizer Produktion und Import
© BLW, Fachbereich Marktanalysen; Agristat; Aviforum
Kehrtwende beim Detailhandelsabsatz
Während der Corona-Pandemie stieg der Detailhandelsabsatz bei den Eiern stark an, insbesondere weil der Ausserhauskonsum nur eingeschränkt möglich war und deshalb mehr zu Hause gekocht wurde. In den darauffolgenden Jahren und der schrittweisen Überwindung der Pandemie nahm der Detailhandelsabsatz bei den Eiern wieder ab. 2024 kam nun die Kehrtwende, der Eierabsatz im Detailhandel nimmt zum ersten Mal seit dem letzten Anstieg 2020 wieder zu und liegt mit 812 Millionen deutlich über dem Vorpandemieniveau von 780 Millionen. Die Beliebtheit von Eiern und der höhere Pro-Kopf-Verbrauch ist folglich auch im Detailhandel spürbar.
Der Anstieg der Konsummenge im Detailhandel wurde massgeblich durch Importeier gedeckt. Ihr Absatz wuchs um 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Absatz von Schweizer Konsumeiern nahm hingegen nur um zwei Prozent zu. Bei Eiern aus inländischer Produktion nahm der Detailhandelsabsatz vor allem bei Freilandeiern (+4,8 Prozent) und Bio-Eiern mit (+3,3 Prozent) zu, während er bei Bodenhaltungseiern mit -9.3 Prozent sogar deutlich rückläufig war.
SCHWEIZER EIERMARKT
Nachfrage nach Konsumeiern im Schweizer Detailhandel
© BLW, Fachbereich Marktanalysen; Nielsen IQ Switzerland, Retail/Consumer Panel
Hohe Nachfrage zeigt sich auch in der Verarbeitung
Verarbeitungseier sind Schaleneier, welche aufgeschlagen werden und danach zu Eiprodukten verarbeitet werden. Die hergestellten Eiprodukte werden in der Lebensmittelindustrie aber auch in der Ausserhausverpflegung verwendet. Im Jahr 2024 ist die Zahl der Verarbeitungseier mit einer Zunahme von 8,6 Prozent stark gestiegen. Die Mehrheit des Anstiegs wird auch hier durch Importe gedeckt (+15,4 Prozent). Die Anzahl der Schweizer Verarbeitungseier nahm lediglich um 3,2 Prozent zu. Inländische Eier machen bei den Verarbeitungseiern mit 154 Millionen Eiern aber weiterhin den grösseren Teil aus als Importeier (135 Millionen Eier).
SCHWEIZER EIERMARKT
Schweizer und Import Verarbeitungseier
© BLW, Fachbereich Marktanalysen; BAZG
Mit einem Anteil von 90 Prozent an der Gesamtmenge von Schweizer Verarbeitungseiern stammen die meisten Eier aus Freiland- oder allenfalls Bio-Haltung, 9,1 Prozent sind Bodenhaltungseier und bei 0.9 Prozent ist die Haltungsform unbekannt. Bei den Importen auf Verarbeitungsstufe spielen neben Verarbeitungseiern auch Flüssig-Eiprodukte und Eipulver eine wichtige Rolle. Werden die Importe von Eiprodukten hinzugerechnet, liegt der Marktanteil von Schweizer Verarbeitungseiern noch bei 33,9 Prozent.
Leichter Anstieg verbilligter und aufgeschlagener Eier
Die Nachfrage nach Eiern ist saisonal, so werden besonders viele Eier während Ostern zum «Eiertütschen» und während Weihnachten zum Backen nachgefragt. Legehennen legen aber das ganze Jahr über Eier. Damit es in den Perioden ausserhalb der Nachfragespitzen nicht zu Preiseinbrüchen für die Produzentinnen und Produzenten kommt, gibt es die Marktentlastungsmassnahmen (MEM). Dabei stehen maximal 1,5 Millionen Schweizer Franken für Aufschlagsaktionen und 0,5 Millionen Schweizer Franken für Verbilligungsaktionen zur Verfügung. Der maximale Beitrag beträgt 9 Rappen pro Ei bei Aufschlagsaktionen und 5 Rappen pro Ei bei Verbilligungsaktionen. Weil die verfügbaren Mittel begrenzt sind, werden die Beiträge an die Gesuchstellenden nach deren Marktanteil für Inlandeier ausgerichtet. Im Jahr 2024 wurden für 36,9 Millionen Eier Beiträge ausgezahlt. Der Anteil der beitragsberechtigen Eiern an der inländischen Gesamtproduktion lag bei 3,3 Prozent und ist somit leicht höher als im Vorjahr. Der durchschnittliche Beitrag pro Ei lag bei 5,4 Rappen.
SCHWEIZER EIERMARKT
Entwicklung beitragsberechtigter, aufgeschlagener, respektive verbilligter Schweizer Konsumeier
© BLW, Fachbereich Marktanalysen
Konstante Produzentenpreise trotz steigender Nachfrage
Die Produzentenpreise blieben 2024 für alle Haltungsformen relativ konstant im Vergleich zum Vorjahr. Bei Bodenhaltungs- und Freilandeiern kam es zu einem ganz leichten Rückgang von -0,63 respektive -0,02 Prozent, im Bio-Bereich konnte ein minimer Anstieg von 0,07 Prozent realisiert werden.
SCHWEIZER EIERMARKT
Entwicklung der Produzentenpreise
© BLW, Fachbereich Marktanalysen
Im Jahr 2025 wird das Töten männlicher Küken bei der Eierproduktion schrittweise beendet. Die in der Branche erarbeitete Lösung sieht vor, dass die dadurch entstehenden Kosten über einen höheren Produzentenpreis vergütet werden sollen. Es wird also für 2025 ein leichter Anstieg der Produzentenpreise erwartet. Im Bio-Bereich erfolgt der Ausstieg über die Aufzucht der Bruderhähne und die Haltung von Zweinutzungshennen. Im konventionellen Bereich werden hingegen männliche Embryos mittels Geschlechtserkennung im Ei an Tag 11 oder 12 der Bebrütung aussortiert, noch bevor das embryonale Schmerzempfinden einsetzt (Quelle: GalloSuisse).
Konsumentenpreise fast unverändert, ausser für Importeier
Die Entwicklung der Konsumentenpreise ist je nach Produktionssystem unterschiedlich. Der Preis für Schweizer Eier ist relativ konstant: Bodenhaltungseier wurden um 0,9 Prozent billiger, Freilandeier etwa 1 Prozent teurer, die Preise für Bio-Eier stiegen ganz leicht um knapp 0,1 Prozent. Diese Preisentwicklungen liegen alle unter der durchschnittlichen Jahresteuerung von 1,1 Prozent im Jahr 2024 (Quelle: LIK BFS).
SCHWEIZER EIERMARKT
Entwicklung der Konsumentenpreise
© BLW, Fachbereich Marktanalysen
Die Preise von Importeiern sind hingegen stärker angestiegen, und zwar um 2,7 Prozent. Die Schweiz importiert am meisten Eier aus den Niederlanden gefolgt von Italien, Deutschland und Frankreich. Eine mögliche Erklärung für den Preisanstieg von Importeiern sind unter anderem Vogelgrippenausbrüche, von denen auch diese Länder betroffen sind (Quelle: Avian Flu Data Portal). Bei einem Ausbruch der Vogelgrippe in einem Stall müssen alle Tiere getötet werden. Dies kann zu einer Verknappung des Angebots und zu anschliessenden Preiserhöhungen führen. Ein weiterer Grund für die steigenden Preise könnte aber auch die allgemein gestiegene Nachfrage auf dem internationalen Markt sein.
Fazit
2024 war ein bedeutendes Jahr für den Eiermarkt in der Schweiz. Der Inlandbedarf ist im Jahr 2024 mit einem Zuwachs von 5,7 Prozent stark angestiegen. Der Pro-Kopf-Verbrauch erreichte einen neuen Höchststand von 197,7 Eier pro Person und Jahr. Die steigende Beliebtheit von Eiern zeigt sich sowohl im Detailhandel als auch in der Verarbeitung, wobei bei den Schweizer Eiern insbesondere Freiland- und Bio-Eier an Bedeutung gewinnen, während Bodenhaltungseier weiter Marktanteile verlieren.
In den Jahren unmittelbar nach der Corona-Pandemie ist die Eiernachfrage gesunken. Dies hat insbesondere im Jahr 2022 zu Produktionsüberschüssen geführt. In der Konsequenz wurde die Produktionsplanung in den Folgejahren vorsichtiger. Wie schon 2023 überstieg die Nachfrage im Jahr 2024 die Erwartungen, weswegen die Inlandproduktion die steigende Nachfrage nicht vollständig decken konnte. Es musste folglich vermehrt auf Importe zurückgegriffen werden.
Mittlerweile scheint sich eine Rückkehr des Nachfagewachstums wie vor der Pandemie abzuzeichnen. Die Zunahme verläuft nicht linear, sondern leicht exponentiell. Dies stellt sowohl die Entwicklung der Inlandproduktion als auch die Planung der Importe vor grosse Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, wann sich der Pro-Kopf-Verbrauch stabilisieren wird.
Trotz der starken Nachfrageentwicklung blieben die Preise auf Produzenten- und Konsumentenstufe weitgehend stabil. Einzig die Konsumentenpreise für Importeier stiegen etwas stärker. Im Jahr 2025 wird aufgrund der Umsetzung der Branchenlösung zum Ausstieg aus dem Töten männlicher Küken ein leichter Preisanstieg erwartet - zumindest bei den Produzentenpreisen.
Daten und Abbildungen
Infografik Eiermarkt 2024
PDF | 15.04.2025
FAQ - Infografik Eiermarkt 2024
PDF | 15.04.2025
Daten und Grafiken Eier 2024
XLSX | 15.04.2025