Veröffentlicht am 19. Dezember 2023

Gestiegene Preise über die gesamte Wertschöpfungskette Brotgetreide

Brotgetreide, Mehl und Backwaren
Die Preise für Brotgetreide sind im Getreidejahr 2022 entlang der gesamten Wertschöpfungskette gestiegen. Dies umfasst die Bruttoproduzentenpreise, den Getreideeinkauf der Mühlen, die Industriemehl-Preise sowie die Detailhandelspreise.
Fachbereich Marktanalysen BLW
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Im Getreidejahr 2022 (Juli 2022 bis Juni 2023) wurden in der Schweiz auf einer Fläche von 81 602 Hektaren rund 415 004 Tonnen backfähiges Brotgetreide produziert. Die Anbaufläche für Brotgetreide blieb gegenüber dem Vorjahr in etwa gleich. Auf rund 87 Prozent der Anbaufläche wurde Brotweizen produziert. Im Getreidejahr 2022 konnten 377 725 Tonnen backfähiger Brotweizen geerntet werden. Rund 7 Prozent davon waren in Bio-Qualität (rund 25000 Tonnen). Produziert wurde das Brotgetreide von 15 115 Betrieben, wobei deren Anzahl in den letzten 10 Jahren um 16.2 Prozent abnahm. Die durchschnittliche Fläche pro Betrieb nahm hingegen zu. 2022 bewirtschafteten die grössten 3 000 Betriebe zusammen 40 865 Hektaren, was 50,1 Prozent der Gesamtfläche ausmachte. Dieser Anteil betrug im Jahr 2010 44,6 Prozent und stieg seither kontinuierlich an (Quellen: Bundesamt für Statistik und swiss granum).

Preise für Weizen deutlich gestiegen

Im Getreidejahr 2022 stiegen die mengengewichteten Preise für konventionellen Weizen der Klassen Top, l und ll gegenüber dem Vorjahr im Mittel um 9,1 Prozent. Bei einem Preisvergleich der verschiedenen Weizenklassen fällt auf, dass die Preise für Weizen Top und Klasse ll im Getreidejahr 2022 stärker angestiegen sind als die Preise für Weizen Klasse l (Top: ∆VJ: 9,8 %, Klasse l: ∆VJ 7,7 %, Klasse ll: ∆VJ: 9,6 %). Im Getreidejahr 2022 hat Weizen Klasse II an Bedeutung verloren. Der Mengenanteil von Weizen Klasse ll sank von 19,8 auf 14,8 Prozent.

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Seit dem Getreidejahr 2021 ist ein Preisanstieg bei allen Weizenklassen zu beobachten. Die Bruttoproduzentenpreise von Weizen Top und Klasse l sind insbesondere in den letzten zwei Jahren stärker angestiegen als der Bruttoproduzentenpreis für Weizen Klasse ll (∆2014: Top: +17,1 %; Klasse l: ∆2014: +15,3 Prozent, Klasse ll: +9,6 %). Damit nahm die relative Preisdifferenz der Bruttoproduzentenpreise zwischen Weizen Top und Weizen Klasse ll in den letzten vier Jahren um rund vier bis fünf Prozent zu.

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Geringere Preisdifferenz zwischen Bio und konventionell

Der Bruttoproduzentenpreis für Bio-Mahlweizen lag im Getreidejahr 2022 bei 107.55 CHF pro 100 Kilogramm und nahm gegenüber Vorjahr um fünf Prozent zu. Im Getreidejahr 2022 lag der Preis für Bio-Mahlweizen 82 Prozent höher als jener für Weizen Top. Damit verzeichnete der Bio-Mahlweizen eine tiefere Preiserhöhung im Vergleich mit Weizen Top. Dieser Trend war auch schon in den Jahren zuvor zu beobachten. Aufgrund dessen ist die relative Preisdifferenz zwischen Bio-Mahlweizen und Weizen Top in den letzten fünf Jahren stetig gesunken: Im Getreidejahr 2018 war der Bio-Mahlweizen mehr als doppelt so teuer als Weizen Top (Differenz von 114 Prozent), im Getreidejahr 2022 betrug die relative Differenz 82 Prozent.

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Getreideeinkauf für Mühlen teurer

Für die Berechnung der Getreideeinkaufspreise der Mühlen für das Getreidejahr 2022 wurden die Monatsdaten der Vermarktungsperiode von Juli 2022 bis Juni 2023 gewählt. Der mengengewichtete Durchschnittspreis lag im Getreidejahr 2022 für Weizen Top bei 64.4 CHF pro 100 Kilogramm, für Weizen Klasse l bei 61.1 CHF pro 100 Kilogramm und für Weizen Klasse ll bei 57.4 CHF pro 100 Kilogramm. Im Mittel stiegen im Getreidejahr 2022 die mengengewichteten Durchschnittspreise für Weizen konventionell franko Mühle gegenüber dem Vorjahr um 8,4 Prozent, im Vergleich mit dem Getreidejahr 2014 um 10,7 Prozent. Ein Vergleich mit den Bruttoproduzentenpreisen zeigt für Weizen Top einen Preisaufschlag von 8,9 Prozent, für Weizen Klasse l einen von 8,2 Prozent und für Weizen Klassen ll einen von 9,5 Prozent.
Auch die Preise für Bio-Mahlweizen sind gegenüber dem vorherigem Getreidejahr von 109,9 auf 116 CHF pro 100 Kilogramm angestiegen. Dies entsprach einem Zuwachs von 6 Prozent. Im Vergleich zum konventionellen Weizen war der Preisanstieg für Bio-Ware damit etwas tiefer. Verglichen mit dem Bruttoproduzentenpreis franko Sammelstelle war der Preis franko Mühle um 8,3 Prozent höher.

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7 Mühlen vermahlen gegen 90 Prozent des Getreides

In der Schweiz wurden im Getreidejahr 2022/2023 insgesamt rund 462 000 Tonnen (Mitglieder Dachverband Schweizerischer Müller (DSM): 446 819 Tonnen) Getreide zu Mehl vermahlen. Davon wurden 80 708 Tonnen Getreide (18 Prozent) importiert. Insgesamt produzieren in der Schweiz die 34 DSM-Mitglieder Mühlenunternehmen zusammen 351 000 Tonnen Mehl. Die sieben grössten Mühlenunternehmen vermahlten zusammen rund 87 Prozent des Brotgetreides. Bei rund 60 Prozent des produzierten Mehls handelt es sich um Weissmehl (208 026 Tonnen), 25 Prozent ist Halbweissmehl (89 063 Tonnen), 6 Prozent Ruchmehl (22 625 Tonnen) und 9 Prozent sind Spezialmehle (32 260 Tonnen). Im Schnitt wurde dabei ein Ausmahlungsgrad von rund 75 Prozent erreicht. Die dabei entstandenen Mühlennebenprodukte wurden grösstenteils zu Futtermittel weiterverarbeitet (Quelle: DSM - Dachverband Schweizerischer Müller (dsm-fms.ch)).
Für die verarbeitende Industrie lag der mengengewichtete Nettopreis (ohne MwSt.) ab Mühle für Industriemehl konventionell von loser und gesackter Ware nach Abzug von Skonti, Rabatten und anderen Vergünstigungen im Getreidejahr 2022 im Durchschnitt bei 100.19 CHF pro 100 Kilogramm. Gegenüber dem vorherigem Getreidejahr hat der Preis franko Kunde für Industriemehl konventionell um 5,8 Prozent zugelegt. Der Preis für Industriemehl lag im Getreidejahr 2022 um 64,3 Prozent höher als der Durchschnitt der mengengewichteten Getreideeinkaufspreise von Weizen Top, l und ll. Im Getreidejahr 2021 lag dieser Preis um 68,3 Prozent über dem durchschnittlichen Einkaufspreis der Weizenklassen Top, l und ll.

Preiszunahme bei Weissmehl im Detailhandel

Der Detailhandelspreis für Bio-Weissmehl war im Mittel über die letzten fünf Jahr im Schnitt 54 Prozent höher als der Preis für Weissmehl konventionell. Mehl im Tiefpreissegment war im selben Beobachtungszeitraum im Schnitt mindestens halb so teuer wie konventionelles Weissmehl. Die durchschnittlichen Konsumentenpreise für Bio-Weissmehl (2.95 CHF / kg), für konventionelles Weissmehl (1.93 CHF / kg) und für Weissmehl im Tiefpreissegment (0.91 CHF / kg) waren in allen Preislagen über eine längere Zeit bis Mitte 2022 sehr stabil. Im Januar 2023 wurde dieser Trend gebrochen und seither sind die Preise für Weissmehl in allen Preislagen gestiegen. Bei Bio-Mehl beträgt der Preisanstieg rund 6.5 Prozent, beim konventionellen Weissmehl und Backmehl je rund 10 Prozent. Gründe für die gestiegenen Konsumentenpreise für Mehl sind einerseits die höheren Rohstoffpreise aufgrund der schlechten Inlandernte im Getreidejahr 2021 sowie des Ausbruchs des Ukraine-Konflikts im Frühjahr 2022. Andererseits tragen die höheren Produktionskosten zu weiteren Preissteigerungen bei. Die Kostensteigerungen können zumindest teilweise an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben werden.

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Fazit

Bei einem Ausmahlgrad von 75 Prozent wird zur Herstellung eines Kilogramms Weissmehl rund 1.33 Kilogramm Getreide benötigt. Bei einem Rohwarenpreis von 56.50 Franken pro 100 Kilogramm für Weizen Klasse I im Getreidejahr 2022 beträgt der Anteil des Rohstoffs Getreide am Mehl 0,75 Franken pro Kilogramm. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von Weissmehl von aktuell 2,05 Franken pro Kilo im Detailhandel beträgt der Rohwarenanteil am Endprodukt damit rund 37 Prozent. Bei Bio macht der Rohwarenwert rund 46 Prozent am verkaufsfertigen Bio-Mehl im Detailhandel aus.

Begleitexcel Brotgetreide

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Hier finden Sie alle Daten und Quellangaben zu den Abbildungen.

XLSX    |    19.12.2023

Weitere Informationen zu den Berechnungsmethoden finden Sie unter Methoden.

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