Veröffentlicht am 20. September 2024

Neue Einblicke in den Schweizer Apfelmarkt

Früchte und Gemüse
Im ersten Halbjahr 2024 wurden 43 548 Tonnen Schweizer Tafeläpfel von Schweizer Lagerhaltern verkauft. Das sind 5,8 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres (46 218 t). Bei den beiden bedeutendsten Tafelapfelsorten Gala und Golden Delicious hat sich das Preisniveau im Grosshandel für Klasse I Ware in der Saison 2023/24 gegenüber dem Vorjahr etwas erhöht, was an geringfügig tieferen Angebotsmengen und dem neu von der Branche eingeführten Programm «Nachhaltige Früchte» liegen könnte. Im Jahr 2023 wurden ausserdem 9930 Tonnen Lageräpfel, die nicht den Anforderungen von Tafelobst entsprachen, zur Vermeidung von Food Waste als Verarbeitungsobst für Most- und andere Zwecke verkauft.
Fachbereich Marktanalysen BLW
Fachbereich Marktanalysen BLW

© pixabay

Erstmalige Daten zu Kernobstverkäufen

Die folgende Auswertung basiert auf einer neuen Erhebung von Kernobstverkaufsmengen, die vom Schweizerischen Verband des Früchte- Gemüse- und Kartoffelhandels SWISSCOFEL im Auftrag des BLW bei den bedeutendsten Schweizer Lagerhaltern durchgeführt wurde. Die Details zur Erhebung sind in der Infobox am Ende des Artikels beschrieben. Im Folgenden werden die Daten der Erhebung am Beispiel des Apfelmarktes präsentiert.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen; SWISSCOFEL

Daten und Abbildungen

Daten und Abbildungen Früchte und Gemüse 2024

Hier finden Sie alle Daten und Quellangaben zu den Abbildungen.

XLSX    |    20.09.2024

89 Prozent der gelagerten Äpfel werden als Tafeläpfel verkauft

Im Jahr 2023 wurden von den meldenden Unternehmen 89 298 Tonnen Äpfel aus Schweizer Produktion verkauft. Davon waren 79 368 Tonnen bzw. 89 Prozent Tafeläpfel für den direkten Konsum. Dabei waren die Verkaufsmengen im zweiten Halbjahr deutlich tiefer als im ersten Halbjahr: Dies ist eine übliche Entwicklung, da sich die Lagerbestände im Juli und August dem Ende zuneigen.
Die Verkäufe stiegen im ersten Halbjahr 2024 wieder an auf 46 431 Tonnen, wovon 43 548 Tonnen Tafelapfelqualität hatten. Da die Ernte im Herbst 2023 jedoch tiefer ausfiel als im Vorjahr und somit für die Periode 2023/24 weniger Äpfel eingelagert werden konnten als im Vorjahr, blieben die Verkaufsmengen der Lagerhalter in der ersten Hälfte 2024 ebenfalls unterhalb der Mengen des ersten Halbjahres 2023.

11 Prozent der Lageräpfel als Most- und Industrieäpfel vermarktet

Im Jahr 2023 haben die meldenden Unternehmen 7710 Tonnen ihrer Äpfel als Mostobst und 2220 Tonnen als anderweitiges Industrieobst verkauft. Dies zeigt, dass rund 11 Prozent der verkauften Lageräpfel nicht mehr den Anforderungen an Tafelobst entsprachen. Sie wurden als Most- oder Industrieäpfel vermarktet, welche entsprechend ihrer jeweiligen Qualität tiefere Preise erzielen als Tafeläpfel. Diese Verkäufe fanden vor allem kurz nach der Ernte, in den Monaten September (2040 t) und Oktober (1672 t), statt. Es könnte sich dabei beispielsweise um von Unwettern betroffene Ware gehandelt haben, die schnell verarbeitet werden muss.
Zu beachten ist, dass diese Mengen der Lagerhalter nur einen kleinen Teil der gesamten Schweizer Mostapfelmenge ausmachen, denn der Grossteil der Mostäpfel wird nach der Ernte direkt an Mostereien geliefert. So wurden 2023 insgesamt 43 006 Tonnen Schweizer Äpfel von gewerblichen Mostereien verarbeitet (s. BLW Statistik zur technischen Obstverarbeitung). Weiter ist zu beachten, dass nicht alle von Lagerhaltern als Mostäpfel vermarktete Ware zwingend vermostet wurde, sondern dass sie etwa auch zu Mus verarbeitet worden sein könnte. Der grösste Teil dürfte jedoch gemäss SWISSCOFEL vermostet worden sein.

Sorte Gala machte rund ein Drittel der Tafeläpfel aus

Die mengenmässig mit Abstand bedeutendste Apfelsorte war 2023/24 Gala. Sie machte im ersten Halbjahr 2024 mit 14 241 Tonnen fast ein Drittel der Tafelapfelverkäufe aus (32,7 %). Im gesamten betrachteten Zeitraum war Gala fast jeden Monat die meistverkaufte Sorte. Lediglich im Juli und August 2023 wurden mehr Golden Delicious Äpfel verkauft, was sich anhand der volleren Golden-Delicious-Lager erklären lässt. Nach Golden Delicious ist der Braeburn die Nummer drei der meistverkauften Apfelsorten. Sie verzeichnete in den Monaten Juli bis September 2023 jedoch nur 223 Tonnen Verkäufe, da die Lagerbestände tief waren und die Haupterntezeit für diese Apfelsorte erst nach dem September startete.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen; SWISSCOFEL

Grosshandelspreise für Gala stabiler als in Vorperiode

Das Diagramm zeigt den Saisonverlauf für Gala-Äpfel (Qualitätsklasse I) Verkäufe, beginnend im September, in dem die hohen Lagerverkäufe der neuen Ernte starten, bis im Juni, in dem die Lager zur Neige gehen. Die Qualitätsklasse I machte im Zeitraum von September 2022 bis Juni 2024 etwa 72 Prozent der Gala Tafelapfelverkäufe aus, neben 17 Prozent Klasse II und 11 Prozent Bio Ware.
Bei gemeinsamer Betrachtung mit den vom BLW im Handel und bei grossen Produktionsunternehmen erhobenen Grosshandelspreisen für Klasse I Offenware zeigt sich, dass in den Herbstmonaten von September bis November die Preise am tiefsten waren und damit zu einer Zeit, als die Verkaufsmengen erntebedingt hoch waren. Dies war sowohl in der Saison 2022/23 als auch in der Saison 2023/24 der Fall.
Ein Grund für die Preisanstiege ab Oktober dürften die mit der Zeit steigenden Kosten der Lagerung sein. Zudem ist eine Beeinflussung von Monatsmengen und -preisen zu erkennen. So sanken in beiden Jahren die Preise zwischen Februar und März, während die Mengen stiegen. Preisaktionen dürften bei solchen Entwicklungen eine wesentliche Rolle spielen. Ausserdem war der Absatzkanal eine bedeutende Grösse, da im Detailhandelskanal typischerweise höhere Preise erzielt wurden als im Gastronomiekanal. So lässt sich der Preisrückgang im Juni 2024 darauf zurückführen, dass mehr Äpfel an Gastronomie und Gastronomiegrosshandel verkauft wurden als in der Vorperiode und der Vorjahresperiode.

Saison 2023/24: Preise höher bei etwas tieferen Mengen

Der mit den monatlichen Verkaufsmengen gewichtete Durchschnittspreis für Galaäpfel betrug in der Saison 2023/24 (September 2023 bis Juni 2024) 2.24 CHF/kg und lag damit um 3,7 Prozent über dem Preis der Saison 2022/23 (2.16 CHF/kg). Der höhere Preis in der Saison 2023/24 könnte mit dem geringeren Angebot zusammenhängen, denn es wurden über die gesamte Periode hinweg insgesamt 0,8 Prozent weniger Gala Äpfel verkauft als in der Vorperiode.
Zu beachten ist auch, dass 2022 von der Branche für Kernobst das Programm «nachhaltige Früchte» eingeführt wurde, dessen Massnahmen zu Mehraufwand bei der Produktion führten und dadurch den Preis beeinflusst haben dürfte.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen; SWISSCOFEL

Golden Delicious günstiger als Gala

Bei der Apfelsorte Golden Delicious machte die Klasse I im Betrachtungszeitraum 63 Prozent der Verkäufe aus, 33 Prozent waren Klasse II und 3 Prozent Bio. Die Verkaufsmengen verteilten sich gleichmässiger über das Jahr als bei Gala, und entsprechend war auch der Preis über längere Perioden relativ stabil.
Der mit den monatlichen Verkaufsmengen gewichtete Grosshandelspreis für September bis Juni 2023/24 lag mit 2.05 CHF/kg um 5,9 Prozent höher als in der entsprechenden Vorperiode (1.94 CHF/kg). Golden Delicious Äpfel waren damit im Durchschnitt der beiden Perioden rund neun Prozent günstiger als Gala Äpfel.
Insgesamt wurden in der Periode von September 2023 bis Juni 2024 5492 Tonnen Golden Delicious Äpfel Klasse I verkauft, was 4,9 Prozent weniger waren als in der gleichen Periode ein Jahr zuvor (5772 t). Das ist ein stärkerer Mengenrückgang als es bei Gala Äpfeln verzeichnet wurde. Das geringere Angebot könnte dazu beigetragen haben, dass die Preise von Golden Delicious in der Saison 2023/24 gegenüber 2022/23 deutlicher gestiegen sind als diejenigen von Gala Äpfeln.

Daten in regelmässiger Publikation

Mit den Daten der Verkaufsmengenerhebung können nun erstmals zeitnah die verfügbaren Marktmengen von Kernobst in verschiedenen Qualitäten auf dem Schweizer Markt beziffert werden. Dies liefert wertvolle neue Informationen für die Marktbeobachtung und erweitert die Möglichkeiten der Preisanalysen etwa mithilfe der Berechnung gewichteter Durchschnittspreise für längere Zeitperioden. Darüber hinaus zeigt die Statistik erstmals, wie viele der Lageräpfel als Industrie- und Mostobst vermarktet werden und damit zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung beitragen.
Die Zahlen der neuen Kernobst-Verkaufsmengenerhebung werden ab September 2024 monatlich auf der Homepage des BLW abrufbar sein (Link zu Excel). Dies umfasst nicht nur die hier diskutierten Zahlen, sondern auch Daten zu weiteren Apfelsorten und dem Birnenmarkt. Mit dieser regelmässigen Publikation soll ein zeitnaher Marktüberblick gegeben und zusammen mit den regelmässigen Preispublikationen eine umfassendere Betrachtung dieses Marktes ermöglicht werden.

Erhebungsmethode

Quelle: SWISSCOFEL
Die hier analysierten Daten wurden vom Schweizerischen Verband des Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels, SWISSCOFEL, im Auftrag des BLW erhoben. Die Erhebung findet bei den bedeutendsten Schweizer Lagerhaltern statt (Grosshandel und Produzenten mit einer gewissen Marktbedeutung), welche gemäss SWISSCOFEL schätzungsweise mehr als 80 Prozent der Kernobstverkäufe und damit den Grossteil des Marktes ausmachen. Es werden die monatlichen Verkäufe von Äpfeln und Birnen Schweizerischer Herkunft gemeldet, getrennt nach folgenden Produktionsarten:
• Tafelkernobst IP/konventionell
• Tafelkernobst Bio
• Industrieobst
• Mostobst
Das Tafelkernobst wird zudem unterschieden nach Sorte, wobei weniger marktrelevante Sorten zusammengefasst erhoben werden. Darüber hinaus werden Tafeläpfel IP/konventionell unterschieden nach den preisrelevanten Qualitätsklassen I und II.
In dieser Erhebung werden nur Verkäufe von Schweizer Äpfel an inländische Abnehmer gemeldet. Daten zu exportierten und importierten Äpfel sind für das BLW – in geringerem Detailgrad – aus anderen Erhebungen verfügbar.

Analysen

Über uns

Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW ist das nationale Kompetenzzentrum für die Schweizer Agrarpolitik. Zu den Aufgaben des BLW gehört auch, eine unabhängige Marktbeobachtungsstelle zu führen (Artikel 27 Landwirtschaftsgesetz LwG). Diese erhebt und publiziert Marktindikatoren wie Preise und Mengen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der wichtigsten Agrar- und Lebensmittelmärkte der Schweiz. Ziel ist es, die Markttransparenz zu erhöhen und langfristige Entwicklungen aufzuzeigen.