Veröffentlicht am 26. März 2024

Rückgang der Schweizer Eierproduktion und Anstieg der Importe

Eier
Im Jahr 2023 stieg die Nachfrage nach Eiern aller Kategorien in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent. Sie erreichte damit 1 701 Mio. Eier, was nach der Nachfragespitze während der COVID-19-Pandemie einem neuen Höchststand entspricht. Gleichzeitig ging die Schweizer Eierproduktion um 3,7 Prozent zurück. Dies ist der stärkste Rückgang seit 2014. Um den inländischen Verbrauch zu decken, wurden 608 Mio. Eier importiert, 17 Prozent mehr als 2022. Das bedeutet einen Rückgang des Anteils der in der Schweiz produzierten Schaleneier um 5 Prozentpunkte. Im Detailhandel sank der Absatz indessen um 5 Prozent, während die Preise stiegen.
Fachbereich Marktanalysen BLW
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Deutlicher Rückgang der Schweizer Eierproduktion

Im Jahr 2023 wurden in der Schweiz gemäss Aviforum 1 093 Mio. Eier produziert. Das sind 3,7 Prozent weniger als 2022. Dies ist der stärkste Rückgang seit 2014. Der Anteil der in der Schweiz produzierten Schaleneier ging folglich um 5 Prozentpunkte auf 74,1 Prozent zurück. Der Rückgang der Schweizer Eierproduktion im Jahr 2023 ist das Ergebnis der produktionsreduzierenden Massnahmen, die 2022 aufgrund von Eierüberschüssen ergriffen wurden (vor allem aufgrund längere Leerstandzeiten und teilweise reduzierte Anzahl Tiere bei Neueinstallungen). Nachdem die Schweizer Eierproduktion von 2014 bis 2021 kontinuierlich angestiegen war, ging sie 2022 erstmals leicht zurück. Den Erhebungen des BLW zufolge verzeichnete die Schweizer Produktion von Eiern aus Bodenhaltung 2023 den stärksten Rückgang (‒30,7 %) und verliert damit weiter an Bedeutung. Die Schweizer Produktion von Eiern aus Freilandhaltung sank im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass es noch eine Kategorie «Bodenhaltung/Freilandhaltung» gibt, innerhalb dieser die Eier nicht eindeutig einem Produktionssystem zugeordnet werden können.  Die Eiermenge in dieser Kategorie stieg leicht um 1 Prozent. Die Schweizer Produktion von Bioeiern ging 2023 zum ersten Mal seit 2014 zurück (-3,6 %), wobei der Anteil der Bioeier an der Gesamtproduktion in den letzten drei Jahren nahezu unverändert blieb. 2023 lag er bei 19,8 Prozent.

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Daten und Abbildungen

Daten und Abbildung Eier 2023

Hier finden Sie alle Daten und Quellangaben zu den Abbildungen.

XLSX    |    26.03.2024

Steigende Nachfrage nach Eiern in der Schweiz und Anstieg der Importe

Im Jahr 2023 stieg die inländische Gesamtnachfrage nach Eiern (Schaleneier und Eiprodukte) an und erreichte einen neuen Rekordnach dem während der COVID-19-Pandemie beobachteten Höchststand. Sie belief sich auf 1 701 Mio. Eier, was einer Zunahme um 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Um den inländischen Verbrauch zu decken, wurden 2023 608 Mio. Eier importiert. Dies ist der höchste Wert seit 2015. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Anstieg um 17 Prozent Der Anstieg bei den Importen war bei den Konsumeiern mit 73 Mio. zusätzlich importierten Eiern besonders stark im Vergleich zum Anstieg der Importe bei den verarbeiteten Eiern um 23 Mio. Eier. Zu berücksichtigen ist dabei jedoch, dass die Eierimporte im Jahr 2022 aufgrund der hohen inländischen Produktion deutlich niedriger waren als 2021. Das kontinuierliche Bevölkerungswachstum und die veränderten Konsumgewohnheiten trugen zur gesteigerten Nachfrage bei. So spielen Eier als Proteinquelle eine immer wichtigere Rolle.
Die Betrachtung über einen langen Zeitraum zeigt, dass die Nachfrage nach Eiern in der Schweiz in den vergangenen zehn Jahren um 16,1 Prozent gestiegen ist, von 1 465 Mio. Eiern im Jahr 2013 auf 1 701 Mio. Eier im Jahr 2023. Gleichzeitig nahm die inländische Produktion stark zu (+34,6 %). Im selben Zeitvergleich gingen die Importe um 6,9 Prozent zurück. Mit der Ausdehnung der inländischen Produktion bei rückläufigen Importen konnte die Schweizer Eierproduktion Marktanteile dazugewinnen. Betrug der Marktanteil der Schweizer Eierproduktion 2013 noch rund 55 Prozent, so lag dieser Wert 2023 bei rund 64 Prozent.

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Erneuter Nachfragerückgang im Detailhandel

2023 sank die Nachfrage nach Konsumeiern im Schweizer Detailhandel im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 778 Mio. Stück. Damit ist sie im zweiten Jahr in Folge rückläufig. Seit der aussergewöhnlich hohen Nachfrage 2020 im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie geht die Nachfrage nach Eiern im Detailhandel zurück. Der Absatz im Detailhandel verzeichnete 2023 einen deutlich stärkeren Rückgang bei importieren Eiern (-11,0 Prozent auf 203 Mio. Eier) als bei Schweizer Eiern (-2,6 Prozent auf 536 Mio. Eier).
Die Nachfrage nach Inlandeiern entwickelte sich 2023 je nach Produktionssystem unterschiedlich. So stieg die Nachfrage nach Eiern aus Freilandhaltung im Detailhandel im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Prozent und erreichte damit den höchsten Wert seit 2015. Bei Eiern aus Bodenhaltung ging die Nachfrage hingegen deutlich zurück (-17,1 %) und erreichte damit den niedrigsten Wert seit 2015. Hierzu gilt anzumerken, dass ein grosser Detailhändler Eier aus Bodenhaltung aus seinem Sortiment genommen hat. Diese Verringerung des Angebots ist sicher ein Grund für den starken Rückgang der Verkaufsmenge von Eiern aus Bodenhaltung im Detailhandel. Der Absatz von Bioeiern im Detailhandel sank ebenfalls deutlich um 8,9 Prozent.

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Anstieg der Menge an importierten Verarbeitungseiern

Schaleneier sind nicht nur für den direkten Verzehr, sondern auch für die Verarbeitung zu Eiprodukten bestimmt. Als Verarbeitungseier werden sie aufgeschlagen und in der Lebensmittelindustrie und der Ausserhausverpflegung verwendet. 2023 wurden 271 Mio. Eier verarbeitet, 15 Mio. bzw. 5,7 Prozent Eier mehr als ein Jahr zuvor. Die Zunahme ist auf den Anstieg der Menge an importierten Verarbeitungseiern zurückzuführen (+24,7 %). Die Menge an Schweizer Verarbeitungseiern sank hingegen um 5 Prozent. Somit verlief die Entwicklung konträr zum Vorjahr, das von einem deutlichen Anstieg der Menge an Schweizer Verarbeitungseiern und einem erheblichen Rückgang der Menge an importierten Verarbeitungseiern gekennzeichnet war. Der Rückgang der Menge an Schweizer Vrearbeitungseiern im Jahr 2023 ist der erste Rückgang seit 2017.
2023 ging der Marktanteil von Schweizer Verarbeitungseiern im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozentpunkte auf 35,5 Prozent zurück. Der Marktanteil importierter Verarbeitungseier (einschliesslich Import Eiprodukte) stieg im Gegenzug entsprechend um 2,5 Prozentpunkte auf 64,5 Prozent. So war erstmals seit 2017 ein Rückgang des Marktanteils von Schweizer Verarbeitungseiern und ein Anstieg des Marktanteils von importierten Verarbeitungseiern zu beobachten. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass 2022 mehr überschüssige Schweizer Eier aufgeschlagen und verarbeitet wurden.

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Weniger verwertete Eier im Rahmen der Marktentlastungsmassnahmen

2023 wurden im Vergleich zum Vorjahr 38,5 Prozent weniger Eier für die Marktentlastungsmassnahmen (MEM) des Bundes angemeldet. Somit sank die Menge der Eier, für die im Rahmen der Aufschlagsaktion ein Beitrag gezahlt wurde, um 43,7 Prozent. Die Menge der von der Verbilligungsaktion betroffenen Eier ging um 19,4 Prozent zurück. Im Jahr 2023 profitierten 3,1 Prozent der gesamthaft in der Schweiz produzierten Eier von den Marktentlastungsmassnahmen (gegenüber 4,9 % im Jahr 2022). Da das für die Marktentlastungsmassnahmen verfügbare Budget auf 2 Mio. CHF begrenzt ist, werden die Beiträge je Ei anteilsmässig gekürzt, wenn mehr Eier für die Aufschlags- oder Verbilligungsaktionen angemeldet werden. Dies war 2022 und 2023 der Fall. Die Kürzung fiel 2023 jedoch geringer aus, da weniger Eier von diesen Beiträgen profitierten. Somit erhöhte sich der im Rahmen der Marktentlastungsmassnahmen ausbezahlte Beitrag 2023 um 2,2 Rappen auf 5,8 Rappen pro Ei.

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Anstieg der Produzentenpreise im Jahr 2023

Im Jahr 2023 stieg der durchschnittliche Produzentenpreis für Eier (über alle Produktionssysteme hinweg) im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent. Der Produzentenpreis erhöhte sich sowohl für Eier aus Freilandhaltung (+4 % auf 24 Rp./Ei) als auch für Bioeier (+5 % auf 46 Rp./Ei). Diese Preisanstiege sind insbesondere auf die gesteigerten Produktionskosten zurückzuführen. Der Produzentenpreis für Bodenhaltungseier blieb stabil bei 21 Rp./Ei.
Auch die Konsumentenpreise im Detailhandel sind gestiegen. Der Preis für Eier aus Freilandhaltung stieg um 9 Prozent auf 61 Rp./Ei; auch die Preise für Bioeier (+8 % auf 86 Rp./Ei), Eier aus Bodenhaltung (+8 % auf 41 Rp./Ei) und Import-Eier (+17 % auf 28 Rp./Ei) stiegen im Jahr 2023.

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Fazit

Das Jahr 2023 war geprägt von einem Rückgang der Schweizer Eierproduktion um 3,7 Prozent und einer Zunahme der Gesamtnachfrage um 2,8 Prozent auf 1 701 Mio. Eier. Um die Nachfrage zu decken, wurden folglich 17 Prozent mehr Eier importiert. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass 2022 aufgrund der grossen Inlandproduktion deutlich weniger Eier importiert wurden als 2021. Der Rückgang der Schweizer Eierproduktion ist insbesondere auf die Massnahmen zur Verringerung der Produktion zurückzuführen, die 2022 aufgrund von Eierüberschüssen ergriffen wurden. Dieser rückläufige Trend betrifft sowohl die Produktion von Eiern aus Bodenhaltung als auch die Produktion von Eiern aus Freiland- und Biohaltung. Im Detailhandel sank die Gesamtnachfrage nach Konsumeiern im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent. Lediglich die Nachfrage nach Eiern aus Freilandhaltung stieg im Detailhandel. Bei den Verarbeitungseiern sank der Marktanteil von Schweizer Verarbeitungseiern, wohingegen der Marktanteil von importierten Verarbeitungseiern stieg. Ausserdem wurden 2023 im Vergleich zum Vorjahr weniger Eier im Rahmen der Marktentlastungsmassnahmen verwertet. Was die Preise betrifft, war sowohl ein Anstieg der Produzentenpreise als auch der Konsumentenpreise zu beobachten.
Insgesamt verliefen die Entwicklungen im Eiermarkt 2023 konträr zum Vorjahr. 2022 war ein sehr besonderes Jahr und noch stark von den Turbulenzen am Markt infolge der COVID-19-Pandemie geprägt gewesen. Der starke Anstieg der Nachfrage nach Eiern 2023, insbesondere im vierten Quartal, führte gegen Ende des Jahres zu einer Knappheit an Schweizer Eiern.

Analysen

Über uns

Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW ist das nationale Kompetenzzentrum für die Schweizer Agrarpolitik. Zu den Aufgaben des BLW gehört auch, eine unabhängige Marktbeobachtungsstelle zu führen (Artikel 27 Landwirtschaftsgesetz LwG). Diese erhebt und publiziert Marktindikatoren wie Preise und Mengen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der wichtigsten Agrar- und Lebensmittelmärkte der Schweiz. Ziel ist es, die Markttransparenz zu erhöhen und langfristige Entwicklungen aufzuzeigen.