Veröffentlicht am 28. März 2023

Nie zuvor wurden so viele Schweizer Eier verarbeitet wie 2022

Eier
Die Schweizer Eierproduktion bleibt auf hohem Niveau. Die Inlandproduktion verringerte sich 2022 gegenüber dem Vorjahr nur leicht um 0,9 Prozent auf insgesamt 1 135 Mio. Eier. Nach der aussergewöhnlich hohen Nachfrage im Detailhandel während der Pandemie sank der Absatz von Schaleneiern im Detailhandel letztes Jahr um 5,6 Prozent auf rund 857 Mio. Stück. Der Überschuss an Konsumeiern wurde aufgeschlagen und zu Eiprodukten verarbeitet. Dies führte zu einem Rekord: Noch nie gab es so viele Schweizer Verarbeitungseier wie 2022. Mit 162 Mio. Stück wurden erstmals deutlich mehr inländische Eier aufgeschlagen als Eier aus dem Ausland.
Fachbereich Marktanalysen BLW
Fachbereich Marktanalysen BLW

© Unsplash

Inländische Produktion weiter auf hohem Niveau

Im Jahr 2022 wurden in der Schweiz gemäss Aviforum 1 135 Mio. Eier1 produziert. Das sind 0,9 Prozent weniger Eier als im Vorjahr, als die Schweizer Eierproduktion einen Höchststand erreichte. Trotz diesem Rückgang – der erste seit 19 Jahren – bleibt die Produktion auf hohem Niveau: Durch einen Nachfragerückgang im Detailhandel sah sich die Eierbranche im Sommer und Herbst 2022 mit einer Überproduktion konfrontiert. Entsprechend wurden grosse Mengen an Schweizer Eiern aufgeschlagen (siehe Kapitel «Detailhandel» und «Verarbeitungseier»).
Innerhalb der Produktion geht der Trend zu Bioeiern weiter. Im Gegensatz zu den restlichen Produktionssystemen stieg die Bio-Produktion im Vergleich zu 2021 um 2,6 Prozent. Mit einem Produktionsanteil von 19,8 Prozent erreichen die Bioeier einen neuen Höchstwert. Die Produktion von Eiern aus Bodenhaltung hingegen sank um 13,8 Prozent. Sie verlieren damit weiter an Bedeutung. Der Produktionsanteil beträgt noch 5,5 Prozent. Die Produktion von Eiern aus Freilandhaltung sank im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,5 Prozent. Damit blieb ihr Produktionsanteil nahezu konstant bei rund 39 Prozent. Die Kategorie Bodenhaltung/Freiland blieb ebenfalls auf gleichem Niveau. In dieser Kategorie können die Eier nicht eindeutig einem Produktionssystem zugeordnet werden.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen

Daten und Abbildung

Daten und Abbildung Eier 2022

Hier finden Sie alle Daten und Quellangaben zu den Abbildungen.

XLSX    |    28.03.2023

Schweizer Eier immer gefragter

Der gesamte inländische Eierbedarf (Schaleneier und Eiprodukte) ist 2022 gesunken. Gegenüber dem Vorjahr hat die Nachfrage um 63 Mio. Stück auf 1 654 Mio. Stück abgenommen, was einem Minus von 3,7 Prozent entspricht. Um den inländischen Verbrauch zu decken, wurden nebst der Produktion in der Schweiz, 519 Mio. Eier importiert. Das ist der tiefste Wert der letzten zehn Jahre. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Importe um 53 Mio. Stück bzw. 9,2 Prozent zurück. Insbesondere der Import von Verarbeitungseiern (-32 Mio. Stück) und Konsumeiern (-28 Mio. Stück) sank deutlich. Ein Grund, weshalb im Vergleich zu den beiden Vorjahren weniger Konsumeier importiert wurden, ist die temporäre Erhöhung der Importkontingente für Konsumeier in den Jahren 2020 und 2021. Die Nachfrage des Detailhandels nach Schaleneiern hatte im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie im Frühling 2020 zugenommen. Um den Mehrbedarf zu decken, wurde das Importkontingent in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 auf Antrag der Branche um insgesamt 3 000 bzw. 3 500 Tonnen erhöht. Im vergangenen Jahr fand keine Erhöhung statt und das Importkontingent für Konsumeier war Ende November aufgebraucht. Da ab dann Importe von Konsumeiern nur noch zum Ausserkontingentszollansatz möglich waren, wurden importierte Eier deutlich teurer. Folglich sank der Import von Konsumeiern im Dezember und der Bedarf wurde mit inländischen Eiern gedeckt.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen

In den vergangenen zehn Jahren erhöhte sich der Eierbedarf der Schweiz von 1 465 im Jahr 2013 auf 1 654 Mio. Stück im Jahr 2022 (+12,9 %). Die Inländische Produktion nahm über diesen Zeitraum um 323 Mio. Stück bzw. 39,7 Prozent deutlich zu. Gleichzeitig ging der Import um 133 Mio. Stück zurück, was einem Rückgang von 20,4 Prozent entspricht. Mit der Ausdehnung der inländischen Produktion bei gleichsam rückläufigen Importen konnte die Schweizer Eierproduktion Marktanteile dazugewinnen. Betrug der Marktanteil der Schweizer Eierproduktion 2013 noch rund 55 Prozent, so lag dieser Wert 2022 bei rund 69 Prozent.

Erneuter Nachfragerückgang im Detailhandel

Der grösste Teil der Eierproduktion fliesst in den Konsumeierkanal, der sich aus Regional- und Grosshandel sowie dem Detailhandel zusammensetzt. Nachdem die Nachfrage nach Konsumeiern im Detailhandel während den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 stark erhöht war, ging sie im vergangenen Jahr zurück: 2022 wurden rund 857 Mio. Eier im Schweizer Detailhandel abgesetzt. Das sind 51 Mio. Stück bzw. 5,6 Prozent weniger als im Vorjahr, jedoch immer noch 42 Mio. Stück bzw. 5,1 Prozent mehr als vor der COVID-19-Pandemie im Jahr 2019.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen

Von den 857 Mio. im Detailhandel verkauften Eiern stammen ein Drittel aus Freilandhaltung (271 Mio. Stk.), ein Viertel aus Bodenhaltung (202 Mio. Stk.) und ein Sechstel aus Biohaltung (156 Mio. Stück). Die restlichen 228 Mio. Eier – rund ein Viertel – wurden importiert. Am stärksten sank der Absatz von Importeiern (-8,6 %) und Schweizer Bodenhaltungseiern (-7,7 %). Schweizer Freilandeier (-3,6 %) und Bioeier (-1,4 %) wurden ebenfalls weniger verkauft.
Damit setzt sich der langjährige Trend zu mehr Bio- und Freilandeier im Detailhandel weiter fort. 2015 betrug der Marktanteil von Freiland- und Bioeiern zusammen 37,8 Prozent. Im vergangenen Jahr machte der Absatz von Konsumeier aus Bio- und Freilandhaltung rund die Hälfte (49,9 %) aus.

Eierverbrauch pro Kopf sinkt

Die Konsumentinnen und Konsumenten kehrten nach den Pandemiejahren wieder zum Konsum-verhalten zurück, wie sie es vor der Pandemie gepflegt haben. Das äussert sich auch im gesunkenen Eierverbrauch pro Kopf. Basierend auf der mittleren ortsansässigen Bevölkerung von Agristat, die auch Tourismus, Reiseverkehr und Grenzgänger berücksichtigt, wurden im vergangenen Jahr 186 Eier pro Kopf verbraucht. Das sind rund 9 Eier weniger als ein Jahr zuvor (ggü. 2020: -3 Eier / Kopf). Allerdings sind das 2 Eier / Kopf mehr als vor der Pandemie im Jahr 2019. Im Vergleich über die vergangenen zehn Jahre werden heute pro Kopf rund 8 Eier mehr konsumiert als noch 2013.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen

Rekordmenge an Schweizer Verarbeitungseiern

Nebst dem Konsum fliessen die produzierten Eier in die Verarbeitung. Verarbeitungseier werden aufgeschlagen und in der Lebensmittelindustrie weiterverwendet. 2022 flossen insgesamt 256 Mio. Eier in die Verarbeitung. Das sind 5 Mio. Eier bzw. 2,0 Prozent weniger als im Jahr davor. Allerdings war die Menge an Schweizer Verarbeitungseiern mit 162 Mio. Stück noch nie so hoch wie im vergangenen Jahr. Gegenüber 2021 entspricht dies einem Plus von 27 Mio. Stück (+20,2 %). Im Gegenzug wurden mit insgesamt 94 Mio. Stück viel weniger Eier für die Verarbeitung importiert als im Vorjahr. Der Bedarf an importierten Verarbeitungseiern ist um rund 32 Mio. Stück bzw. 25,5 Prozent gesunken.
Somit wurde das erste Mal deutlich mehr Eier aus Schweizer Produktion als Eier aus dem Ausland verarbeitet. Die Gründe dafür sind vielfältig. In den letzten Jahren und besonders während den Pandemiejahren wurde die inländische Eier-Produktion stetig gesteigert. Trotz leichtem Rückgang blieb die Produktion 2022 auf hohem Niveau. Aufgrund des erneuten Konsumrückgangs im Detailhandel entstand so 2022 ein Angebotsüberhang an Schweizer Konsumeiern, der bis im Herbst andauerte. Die überschüssigen Konsumeier wurden aufgeschlagen und als Verarbeitungseier in der Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet. Entsprechend wurden weniger Eier für die Verarbeitung importiert. Zudem stieg der Preis von Import-Eiern (siehe Kapitel «Eierpreise steigen»).

© BLW, Fachbereich Marktanalysen

Nebst der deutlichen Zunahme gegenüber dem Vorjahr, ist auch langfristig ein Wachstum der inländischen Verarbeitungsindustrie erkennbar. Innerhalb der letzten Jahre hat sich der Marktanteil von Schweizer Eiern für die Verarbeitungsindusindustrie (Verarbeitungseier inkl. Import Eiprodukte) fast verdoppelt. Betrug der Marktanteil von Schweizer Eiern 2016 noch 20,1 Prozent, so lag dieser Wert 2022 fast doppelt so hoch bei 38,1 Prozent.

Marktentlastungsmassnahmen ausgeschöpft

Aufgrund der weiterhin hohen Produktionsmengen und dem Nachfragerückgang im Detailhandel wurden 2022 mehr Eier für die Marktentlastungsmassnahmen (MEM) des Bundes angemeldet als je zuvor. Insgesamt hat das Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen einer Aufschlagsaktion für rund 44 Mio. Stück einen Beitrag ausbezahlt (vgl. 2021: 28 Mio. Stk.). Zudem wurden 12 Mio. Stück verbilligt (vgl. 2021: 13 Mio. Stk.). Die Zunahme der Eier, die von den Marktentlastungsmassnahmen des Bundes profitierten, bei gleichzeitigem Rückgang der inländischen Eierproduktion, führte zu einem Anstieg beim Anteil an Eiern mit MEM. Im Jahr 2022 profitierten 4.9 Prozent der gesamthaft produzierten Eier in der Schweiz von den Marktentlastungen (vgl. 2021: 3,5 %).
Weil das für die Marktentlastungsmassnahmen bereitgestellte Budget auf 2 Mio. CHF limitiert ist, mussten wie schon im Vorjahr die Beiträge je Ei um 61,8 % (Aufschlagsaktion) bzw. um 16,9 % (Verbilligungsaktion) gekürzt werden. Somit wurden 2022 3.6 Rappen pro Ei ausbezahlt (vgl. 2021: 5 Rp / Ei). Zwischen 2013 und 2020 waren es im Durchschnitt 8.6 Rappen pro Ei.

© BLW, Fachbereich Marktanalysen

Eierpreise steigen

Die Eierpreise – egal ob auf Stufe Produktion oder Konsum – sind geringen Schwankungen unterworfen. Einen Preisanstieg von 43 auf 44 Rappen pro Stück verzeichnete 2022 der Produzentenpreis für Bioeier. Bei den Freilandeiern stieg dieser ebenfalls um einen auf 23 Rappen. Der Produzentenpreis für Bodenhaltungseier blieb dagegen konstant.
Im Schweizer Detailhandel stieg der durchschnittliche Preis für Bioeier und Importeier um je einen Rappen auf 83 bzw. 23 Rappen pro Stück. Bodenhaltungseier hingegen wurden drei Rappen günstiger und kosteten 2022 durchschnittlich 39 Rappen pro Stück. Der Preis für Eier aus Freilandhaltung blieb konstant bei 58 Rappen pro Stück.
Ein Grund für die im Schnitt teurer gewordenen Eier sind die stark gestiegenen Kraftfutterpreise. Dessen Bedarf ist für Legehennen besonders gross, folglich stiegen die Produktionskosten im vergangenen Jahr an. Zudem hat im Ausland die Vogelgrippe die Eierpreise in die Höhe getrieben,
da aufgrund von Vogelgrippeausbrüchen viele Notschlachtungen vollzogen werden mussten. Weil europäische Legehennenhalter wegen des hohen Kostendrucks zum Teil ihre Ställe leer liessen, da die Produktion nicht mehr rentierte, wurde das Eier-Angebot zusätzlich verknappt. Dementsprechend sind die Preise für Importeier im vergangenen Jahr angestiegen. Durch die höheren Preise für Importeier wurden wiederum vermehrt Inlandeiern nachgefragt.

Fazit

Die Auswirkungen der COVID19-Pandemie auf das Konsumverhalten haben im 2022 nachgelassen. Mit 857 Mio. verkauften Eiern im Detailhandel war die Nachfrage 2022 zwar tiefer als in den Pandemiejahren 2020 und 2021, jedoch immer deutlich über dem Niveau von 2019. Entsprechend lag der Pro-Kopf-Konsum 2022 mit 186 Eiern immer noch 2 Eier / Kopf höher als vor der Pandemie im Jahr 2019.
Die weiterhin hohe inländische Eierproduktion führte in Kombination mit dem Nachfragerückgang im Detailhandel und den hohen Preisen für Importeier zu einer Rekordmenge an Schweizer Verarbeitungseiern. Damit wuchs der Marktanteil von inländischen Verarbeitungseiern weiter an.
Auch die Schweizer Eierproduktion konnte den Marktanteil ausbauen und hat neu einen Anteil von 68,6 Prozent am gesamten Eierbedarf. Ebenfalls setzte sich im vergangenen Jahr der Trend zu mehr Bio- und Freilandeiern in der Produktion und im Konsum fort. Die Marktanteile von Bio- und Freilandeiern stiegen auf beiden Wertschöpfungsstufen.
Insgesamt blickt die Eierbranche auf ein turbulentes Jahr zurück. In den ersten drei Quartalen des Jahres war der Markt gesättigt. Durch den saisonal bedingten Anstieg der Nachfrage im vierten Quartal, verbunden mit dem ausgeschöpften Zollkontingent, wurde das Eierangebot gegen Ende des Jahres knapp. Dies äusserte sich unter anderem in einem Preisanstieg von Import-Eiern, da diese zum höheren Ausserkontingentszollansatz importiert werden mussten. Wie sich die Eierpreise entlang der Wertschöpfungskette weiter entwickeln, erfahren Sie in unseren monatlich aktualisierten Marktzahlen

© BLW, Fachbereich Marktanalysen

Analysen